Aktuare und Aktuarinnen in der Krankenversicherung
Die private Krankenversicherung ist aufgrund ihrer sozialpolitischen Funktion als integraler Bestandteil des gegliederten Systems der Gesundheitsvorsorge detaillierten Regelungen unterworfen. Dadurch werden an die Tätigkeit der Aktuarinnen und Aktuare und insbesondere der Verantwortlichen Aktuare in der Krankenversicherung Anforderungen gestellt, denen sie im Spannungsfeld zwischen aktuariellen Belangen, unternehmerischer Verantwortung und sozialpolitischem Auftrag nachkommen müssen. Einflussnahmen des Gesetzgebers, medizinischer Fortschritt und verändertes Inanspruchnahmeverhalten der Versicherten haben erheblichen Einfluss auf bestehende Tarifstrukturen und machen neue Tarife notwendig. Dabei gilt es nicht nur, die Markterfordernisse im Bereich der privaten Krankenversicherung ständig zu berücksichtigen, sondern auch die Entwicklungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung oder der Beihilfe-Verordnungen für den öffentlichen Dienst genau zu beobachten.
Wie in den anderen Versicherungssparten gehört auch für Aktuare und Aktuarinnen in der Krankenversicherung das vielseitige Aufgabengebiet der Produktentwicklung zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten. Durch Marktanalysen über den Versicherungsbedarf gewinnen die Aktuarinnen und Aktuare Erkenntnisse, um bestehende Tarife zu ändern und neue einzuführen. Darauf aufbauend erarbeiten sie die Kalkulation der Prämien und berechnen die Deckungsrückstellungen. Die Aktuare und Aktuarinnen sind für die Einhaltung der Geschäftspläne für die Produkte und damit für die Seriosität der mathematischen Grundlagen des Unternehmens ebenso verantwortlich wie dafür, dass die Geschäftspläne den geltenden Rechtsvorschriften entsprechen.
Auch bei der Aufstellung des Jahresabschlusses sind Aktuare und Aktuarinnen intensiv beteiligt. In jüngster Zeit müssen dabei infolge der Globalisierung zunehmend nicht nur nationale, sondern auch internationale Bewertungsvorschriften (US-GAAP, IFRS/IAS) beachtet werden. Nachdem der Jahresabschluss aufgestellt wurde, müssen die Aktuarinnen und Aktuare eine Nachkalkulation vornehmen, um insbesondere eine angemessene Überschussbeteiligung der Versicherungsnehmer vorschlagen zu können.
Darüber hinaus haben sich Aktuare und Aktuarinnen in der Krankenversicherung tätig, um den wichtigen Bereich der Beitragsrückerstattung zu kümmern. Einen großen Einfluss auf die Risikosituation in einem Tarif haben ferner die Annahmegrundsätze. Insbesondere müssen Aktuare und Aktuarinnen hierbei evtl. benötigte Risikozuschläge mathematisch absichern, um das Versichertenkollektiv zu schützen.
Veranstaltungen
Fachgruppentagungen von DAV und DGVFM für ihre Mitglieder bieten die Möglichkeit, das erforderliche Praxiswissen auf dem aktuellen Stand zu halten und den Transfer von der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit in die Praxis ermöglichen. Zudem fördern sie den Erfahrungsaustausch und das Knüpfen von Netzwerken auf persönlicher Ebene.
Die Fachgruppe KRANKEN befasst sich mit dem fachlichen Austausch zu allen aktuariellen Themen, Meinungen und Forschungsergebnissen rund um die gesetzliche und private Krankenversicherung. Zu den Schwerpunktthemen gehören die Produktentwicklung, Forschung und Planung, Angemessenheit der Dienstleistungen, Nachhaltigkeit, Versicherung, Vorfinanzierung sowie andere Finanzierungsmethoden.
Die Tagungen der Fachgruppe KRANKEN finden zweimal jährlich während der Jahrestagung von DAV und DGVFM Ende April und der Herbsttagung im November statt. Die Teilnahme ist jedem Interessierten möglich und nicht auf Mitglieder der DAV oder der DGVFM beschränkt. Aktuelle Informationen finden Sie in unter
Veranstaltungen.
Der
Ausschuss Krankenversicherung der DAV erarbeitet fachliche Standards, begleitet im Bereich der Krankenversicherung tätige Aktuare und Aktuarinnen in ihrer spezifischen Tätigkeit und gibt ihnen maßgebliche Leitlinien für ihre Arbeit an die Hand.
Veröffentlichungen
Fachgrundsätze aus dem Bereich Krankenversicherung