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24.04.2025 | Aktuar Aktuell
6 min Lesezeit

Alterung in Deutschland - Die nächsten 15 Jahre sind entscheidend (Gastbeitrag von Dr. Sebastian Klüsener)

Wir leben in einer Zeit multipler Herausforderungen und Krisen, die sich in ihrer Geschwindigkeit stark unterscheiden.  Der Alterungsprozess im Kontext des demografischen Wandels hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft, läuft im Vergleich zu vielen anderen herausfordernden Entwicklungen aber relativ langsam ab. 

Dies hat den Vorteil, dass sich durch die Alterung ergebende Herausforderungen frühzeitig abzeichnen. Hierdurch eröffnen sich Zeitfenster für  gesellschaftliche und politische Gestaltungsoptionen. Um diese Zeitfenster adäquat nutzen zu können, muss aber stetig  Aufmerksamkeit für den langsam ablaufenden Alterungsprozess generiert werden, was angesichts multipler akuter  Krisen nicht immer einfach ist

Dr. Sebastian Klüsener (Foto Peter-Paul Weiler) ist Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden, wo er den Forschungsbereich Alterung, Mortalität und Bevölkerungsdynamik leitet. Er beschäftigt sich in seiner Forschung mit den Auswirkungen und Chancen des demografischen Wandels und berät die Bundesregierung und Bundesverwaltung in diesen Fragen.

Eine besondere Herausforderung stellt aktuell die Alterung der Babyboomer dar. Die Vorzeichen hierfür  waren seit dem Geburtenrückgang ab den späten 1960er-Jahren erkennbar. Der Nachkriegsbabyboom  gipfelte Anfang der 1960er-Jahre, als zeitweise mehr als  1,3 Mio. Geburten pro Jahr verzeichnet wurden. Aktuell liegt  die Geburtenzahl mit knapp unter 700.000 nur etwas über  der Hälfte. Im Zuge der Alterung der Babyboomer sind nun  seit etwa 2020 zunächst der Arbeitsmarkt und das Rentensystem besonders von Herausforderungen betroffen. Ab  2030, wenn die Babyboomer langsam in Alter mit erhöhtem  Gesundheitsbedarf vorrücken, werden auch die Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegesystem noch einmal  deutlich ansteigen.

Beim Arbeitsmarkt gilt es, dem demografiebedingten  Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Bevölkerung  im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 67 Jahren wird  laut Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes  (Variante 2) bis 2040 um etwa 3,7 Mio. Personen zurückgehen. Demnach kämen 2040 nur noch 1,3 Personen  im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 67 Jahren auf  1 Person im abhängigen Alter unter 20 bzw. ab 67 Jahren. 
Aktuell liegt der Wert noch bei 1,6. Nach 2040 wird der  Anstieg dieses Verhältnisses voraussichtlich abflachen,  und Deutschland wird sich in einem neuen „Normal“ mit  einer deutlich älteren Bevölkerung wiederfinden. Bezüglich des Fachkräftemangels wäre es jedoch falsch, nur auf  die Zahl der Erwerbstätigen zu schauen. Vielmehr sollten  auch die geleisteten Arbeitsstunden pro Woche in den  Blick genommen werden, um bisher ungenutzte Potenziale 
zu identifizieren. So ist etwa gerade bei westdeutschen  Frauen Teilzeitbeschäftigung weiterhin stark verbreitet. Dies  gilt nicht nur für junge Mütter, sondern auch für Frauen im  höheren Erwerbsalter. Vorausberechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) bis 2035 zeigen,  dass trotz einer zurückgehenden Zahl an Erwerbstätigen  die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro Woche zumindest bis 2035 stabil gehalten werden könnte. Dies wäre  möglich, wenn sich bei Frauen und älteren Erwerbstätigen Anstiege bei der Erwerbsbeteiligung fortsetzen. Zum Teil  werden Unternehmen in Deutschland auch den Fachkräftemangel umgehen können, indem sie Arbeit in andere Teile  der Welt auslagern. Außerdem kann Zuwanderung bei  der Fachkräftesicherung eine Rolle spielen. So wären die  Herausforderungen heute deutlich größer, wenn Deutschland in den letzten Jahrzehnten keine Zuwanderung erfahren hätte. Jedoch ist die Zuwanderung von qualifizierten  Personen und die Integration von Schutzberechtigten in  den Arbeitsmarkt kein Selbstläufer. So muss Deutschland  für die Zuwanderung qualifizierter Personen im Vergleich zu anderen Ländern attraktiv bleiben und die Integrationsaufgaben bewältigen.

Durch den Alterungsprozess wird ebenfalls das Rentensystem vor große Herausforderungen gestellt. Bereits jetzt  fließen jährlich über 110 Mrd. aus dem Bundeshaushalt in  das Rentensystem. Die Anzahl der Rentenempfangenden 
wird nicht nur durch die Größe von Geburtsjahrgängen beim Renteneintritt beeinflusst, sondern auch durch die Rentenbezugsdauer. Diese ist von Entwicklungen sowohl beim Renteneintrittsalter als auch bei der Lebenserwartung 
im höheren Alter abhängig. In den letzten Jahren wurden von der Bundesregierung Reformen durchgeführt, um mehr Anreize für eine Beschäftigung im höheren Erwerbsalter zu setzen. Parallel dazu lässt sich beobachten, dass der 
Übergang in den Ruhestand bei einem zunehmenden Teil der Bevölkerung nicht mehr abrupt, sondern eher fließend verläuft. Auch hat sich viel bei der Erwerbstätigkeit im höheren Alter getan. Im Alter um die 60 Jahre gehört Deutschland heute in Europa zu den Ländern mit den höchsten Erwerbsquoten. Im Alter ab 65 Jahren hat sich allerdings trotz des aktuellen schrittweisen Anstiegs des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 65 auf bald 67 Jahre bei der Erwerbstätigkeit bisher wenig bewegt. So liegt das faktische Renteneintrittsalter aktuell bei 64,4 Jahren. Bei der Lebenserwartung verzeichnet Deutschland seit etwa 2010 deutlich geringere Anstiege als in den vorherigen Jahrzehnten. Dies verbirgt aber eine erhebliche Ungleichheit unter den Rentenempfangenden. Die Lebenserwartung von Personen mit hohen Rentenansprüchen steigt weiterhin relativ stark an. Insofern ist für die Herausforderungen im Rentensystem nicht nur die durchschnittliche Rentenbezugsdauer von Bedeutung, sondern eine differenzierte Betrachtung nach Höhe der Rentenansprüche nötig.

Große Herausforderungen bestehen beim Gesundheitssystem, das für eine erfolgreiche Bewältigung des Alterungsprozesses von besonderer Bedeutung ist. Damit die starke Alterung der Bevölkerung in Deutschland die Entwicklungsfähigkeiten des Landes nicht nachhaltig belastet, ist ein guter Gesundheitszustand großer Bevölkerungsteile sehr wesentlich. Erstens senkt dies tendenziell den Bedarf an teuren Gesundheitsleistungen wie etwa aufwendiger Pflege. Zweitens trägt ein guter Gesundheitszustand zu einem höheren Wohlbefinden bei. Drittens wird Deutschland in der Zukunft zunehmend darauf angewiesen sein, dass der steigende Anteil älterer Personen Beiträge zur gesellschaftlichen Entwicklung etwa durch Erwerbsarbeit, Ehrenamt oder Familienunterstützung leistet. Dies ist umso besser möglich, je gesünder die ältere Bevölkerung ist. Aktuelle Kennzahlen weisen aber darauf hin, dass diesbezüglich noch großer Handlungsbedarf besteht. Obwohl Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf gehört, nimmt es in Westeuropa bei der Lebenserwartung nur eineSchlusslichtposition ein. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass dabei Mängel bei der Krankheitsprävention eine wichtige Rolle spielen. Das deutsche Gesundheitssystem war lange stark auf die Behandlung kranker Personen fokussiert. Politik und Gesellschaft sollten aber einen stärkeren Schwerpunkt darauf legen, Krankheiten vorzubeugen. Wenn eine Person erst einmal mehrere schwere Erkrankungen hat, wird eine Behandlung in der Regel sehr teuer. Hier gilt es, integrierte Präventionskonzepte zu schaffen, die weit über das Gesundheitssystem hinausgehen. In diese Richtung hat die Bundesregierung in den letzten Jahren einige wichtige Maßnahmen ergriffen.

Bei der Pflege kommen mehrere Herausforderungen zusammen. Durch die Alterung wird die Anzahl von Personen in höheren Altern mit einem hohen Anteil an pflegebedürftigen Personen stark steigen. Die Bevölkerung ab 80 Jahren wird laut Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes bis 2050 von heute 6 auf über 9 Mio. Personen anwachsen. Auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die Babyboomer beim Erreichen höherer Alter weniger häufig von besonders pflegebedürftigen Erkrankungen wie Demenz betroffen sein werden, als die vor oder im Krieg geborenen Personen, so wird dieses verminderte Risiko den starken Anstieg von älteren Personen nicht kompensieren können. Gleichzeitig werden Familienangehörige in der Pflege an Bedeutung verlieren, da die Familiennetzwerke im Kontext des demografischen Wandels schrumpfen. Auch die Zahl der kinderlosen älteren Personen wird in den nächsten Jahren stark ansteigen. Hinsichtlich leichter Pflegetätigkeiten wie etwa Hilfe im Alltag könnten zum Teil ehrenamtlich Engagierte die entstehenden Lücken kompensieren. Bei schweren Pflegetätigkeiten, welche teilweise auch von Familienangehörigen geleistet werden, ist eine Kompensation durch ehrenamtlich Engagierte dagegen nur begrenzt möglich. Insofern wird der Bedarf an professionellem Pflegepersonal steigen. Dort besteht aber bereits heute ein Fachkräftemangel, was auch oft an schlechten Arbeitsbedingungen liegt. Es ist in den letzten Jahren gelungen, den Pflegeberuf durch bessere Bezahlung und Rahmenbedingungen deutlich attraktiver zu machen. Diesbezüglich besteht aber weiterhin Handlungsbedarf.

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Alterung in den nächsten 15 Jahren eine große Herausforderung für Deutschland darstellt. Die Demografiestrategie der Bundesregierung sowie zahlreiche Programme der Länder und Kommunen leisten einen wesentlichen Beitrag bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Nun gilt es, in den nächsten Jahren die Entwicklungen am Arbeitsmarkt, bei der Rente sowie Gesundheit und Pflege sehr aufmerksam zu verfolgen, da sicherlich noch Nachsteuerungen erforderlich sein werden. Positiv ist, dass sich der akuteste Teil des Anpassungsprozesses auf einen relativ kurzen Zeitraum von 15 Jahren erstreckt. Zwar wird Deutschlands Bevölkerung voraussichtlich auch nach 2040 noch weiter altern. Aber das Verhältnis zwischen erwerbsfähiger und abhängiger Bevölkerung wird sich wahrscheinlich stabilisieren. Insofern sind die nächsten 15 Jahre für die erfolgreiche Gestaltung der Alterung im demografischen Wandel besonders entscheidend.

 

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Die Sonderausgabe des Heftes Aktuar Aktuell 2025 anlässlich der DAV/DGVFM Jahrestagung als pdf ( PDF )
Martin Brandt
martin.brandt​@aktuar.de +49 (0) 221 912 554-231

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