Zunehmende Klimaschäden – der Staat hat unerledigte Aufgaben anzugehen
Risikogerechte Prämien
Versicherungsschutz ist wichtig, ganz besonders gegen zunehmende Elementarschäden. Voraussetzung ist weiterhin die risikogerechte Kalkulation einer Versicherungsprämie, um adäquat, fair und verursachergerecht zu agieren. Warum das? Weil ansonsten alle bestraft werden, die ein geringeres Risiko aufweisen oder Prävention betreiben.
Prävention
Prävention ist tatsächlich Kern der Klimawandel-Vorsorge. Dazu zählt unter anderem die förderfähige Eigenprävention von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen. Der Staat selbst (Kommunen, Länder, Bund, EU) hat in Sachen Prävention ebenfalls Hausaufgaben auf. Das betrifft zum Beispiel den Deichbau, aber auch die strengere Regulierung der Ausweisung von Bauland. Hier muss zunehmend europäisch gedacht und gehandelt werden: Flüsse ziehen durch viele Länder. Hochwasserschutz fängt auch schon an, wenn das eigene Territorium noch nicht gefährdet ist, weil der Fluss erst hinter der Grenze über die Ufer tritt.
Rückversicherung gegen „Kumulrisiko“
Elementarschäden treten in der Regel großflächig bzw. kumuliert auf. Dieses hohe „Kumulrisiko“ bedeutet häufig viele gleichzeitige Schäden. Daraus resultiert ein entsprechend hoher Kapitalbedarf der Versicherungsunternehmen, den sie in Deutschland heute nur über international agierende Rückversicherer stemmen können. Sollte dieser Rückversicherungsschutz im Zuge des Klimawandels nicht mehr in ausreichendem Maße oder nur zu extremen Kosten verfügbar sein, muss zwingend auch über öffentliche Lösungen der Tragung von Extremschäden gesprochen werden.
Pflichtversicherung bringt keine Prämienabsenkung
Es gibt vereinzelt die Behauptung, eine Pflichtversicherung führe zu geringeren Prämien, weil dann die Zunahme der Versichertenzahl die Gesamtheit entlaste. Diese sogenannten Skaleneffekte sind allerdings gering, da der zusätzliche Ausgleich in einem größeren Versichertenkollektiv aufgrund des Kumulcharakters der Elementarschäden in seiner Wirkung sehr begrenzt ist. Umgekehrt könnten die geringfügig positiven Skaleneffekte leicht durch Kostensteigerungen für die dann verknappte Rückversicherungsverfügbarkeit überkompensiert werden. Die notwendige Kostenumlage könnte dann sogar zu steigenden Prämien führen.
Weiterführende Informationen
Die DAV hat auf die Zusammenhänge und Hintergründe bereits im Rahmen ihres Pressegesprächs vom 7. Mai 2024 hingewiesen. Die Unterlagen (Foliensatz, Pressemeldung) dazu finden Sie hier.
Mehr zu verschiedenen Klimaszenarien finden Sie in diesem Ergebnisbericht und zu deren aktuariellen Implikationen in diesem Ergebnisbericht.
Der Artikel “Modelle zur Quantifizierung des Klimawandels” ist im “DAV Journal” 2/2024 erschienen und der Gastbeitrag von Ernst Rauch mit dem Titel "Zwischen Naturgewalten und Versicherbarkeit" im “Aktuar Aktuell” 2/2024 .