Reformbedarf im deutschen Gesundheitssystem
Unterschiede in den Finanzierungsmechanismen von GKV und PKV
Die GKV basiert auf einem Umlageverfahren, was sie besonders anfällig für demografische und wirtschaftliche Veränderungen macht. Ab 2030 droht aufgrund der Pensionierung der Babyboomer-Generation eine (weitere) Finanzierungslücke.
Im Gegensatz dazu kalkuliert die PKV ihre Prämien kapitalgedeckt mit Alterungsrückstellungen und ist damit demografisch widerstandsfähig. Allerdings basiert die derzeitige Methode zur Prämienberechnung auf aktuellen Gesundheitskosten, Zinsen, Lebenserwartung und Verwaltungskosten, ohne zukünftige Entwicklungen wie zum Beispiel die medizinische Inflation adäquat berücksichtigen zu können. Die gesetzliche Möglichkeit zur Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Beiträge rund um den Auslösenden Faktor ermöglicht es oftmals zu spät, die Prämien an die aktuellen Entwicklungen anzupassen. Das führt zu unregelmäßigen und teilweise erheblichen Beitragsanpassungen, die für die Versicherten mitunter schwer nachvollziehbar sind.
Steigende Kosten und demografische Herausforderungen
Die medizinische Inflation und damit einhergehend die steigenden Gesundheitskosten belasten die Finanzierung der Gesundheitsversorgung im gesetzlichen wie auch privaten Versicherungssystem. Im umlagefinanzierten System der GKV kommt die demografische Entwicklung als weiterer Kostentreiber hinzu. So stiegen im ersten Halbjahr 2024 die Leistungsausgaben in der GKV um 7,6 Prozent insbesondere getrieben durch Krankenhausbehandlungen und Entwicklungen im Arzneimittelbereich. Im Jahr 2025 sehen wir sowohl in der PKV als auch der GKV deutliche Beitragserhöhungen.
Zudem führt die alternde Bevölkerung zu einer Zunahme der Pflegebedürftigkeit, was die umlagefinanzierte soziale Pflegeversicherung zusätzlich belastet. Prognosen des WIP zufolge wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen von 4,9 Millionen im Jahr 2022 über 5,75 Millionen im Jahr 2030 auf 7,25 Millionen im Jahr 2050 erhöhen (Quelle: WIP). Tatsächlich vermeldete das Statistische Bundesamt am 18. Dezember 2024, dass bereits Ende 2023 die 5,7 Millionen Pflegebedürftigen erreicht waren (Quelle: Statistisches Bundesamt). Das umlagefinanzierte System der sozialen Pflegeversicherung arbeitet bereits heute defizitär, was die Nachhaltigkeit dieses Modells infrage stellt.
Vorschläge zur Reform
Die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) betont, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die strukturellen Schwächen des deutschen Gesundheitssystems zu beheben. Insbesondere fordert die DAV umfassendere Elemente einer kapitalgedeckten Pflegezusatzversicherung, um die langfristige Finanzierung der Pflege sicherzustellen. Außerdem sollten die Auslösenden Faktoren der PKV reformiert werden, um in der Zukunft hohe Beitragssprünge zu vermeiden und eine größere Beitragsstabilität zu gewährleisten. Eine nachhaltige Gestaltung beider Versicherungssysteme ist unerlässlich, um eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten.
Weitergehende Informationen
Unter “Wissen” im Bereich “Fachinformationen” finden Sie alle wesentlichen Veröffentlichungen der DAV zum Thema Krankenversicherung. Hervorzuheben sind beispielsweise hier die Vorschläge zur Verstetigung der Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung, zum Thema Gesundheitsmanagement und Prävention und zu demografischen Effekten auf die Krankenversicherung.
Auch in verschiedenen Pressemitteilungen ist die Vereinigung in der Vergangenheit auf notwendige Reformen des Kranken- und Pflegesystems eingegangen. Diese finden Sie hier und hier.