DAV: Beitragssprünge in der Privaten Krankenversicherung sind kein Rechenfehler, sondern gesetzlich bedingt

„Die aktuellen Anpassungen sind auf die stark gestiegenen medizinischen Leistungsausgaben zurückzuführen, insbesondere durch den medizinischen Fortschritt und höhere Pflegekosten. Der Krankenhausbereich bleibt ein wesentlicher Kostentreiber“, so Wiltrud Pekarek, Vorständin und Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der DAV. Die Kostenentwicklungen haben strukturelle Ursachen und betreffen sowohl die Private Krankenversicherung als auch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV).
In der PKV gilt das Äquivalenzprinzip, wonach Beiträge langfristig den erwarteten Leistungen entsprechen müssen. Außerdem werden Altersrückstellungen gebildet, damit die Beiträge aufgrund altersbedingt erhöhter Gesundheitskosten nicht steigen. Eine Altersrückstellung ist im Umlageverfahren der GKV nicht vorgesehen, sodass die GKV zusätzlich durch die Effekte der Demografie belastet wird.
Die PKV gewährt ihren Versicherten ein lebenslanges Leistungsversprechen. Damit dieses dauerhaft erfüllt werden kann, sind Beitragsanpassungen notwendig. „Aktuarinnen und Aktuare bilden die Kostenentwicklung in der Krankenversicherung nur ab. Sie legen die Beiträge so fest, dass die dauernde Erfüllbarkeit der Verträge gewährleistet bleibt“, erläutert Pekarek. Diese Berechnungen führen sie auf Basis gesetzlicher Vorgaben durch, welche eine willkürliche Preisgestaltung verhindern. Jede Berechnung zur Beitragsanpassung wird von einem unabhängigen mathematischen Treuhänder geprüft, der die Einhaltung dieser Vorgaben sicherstellt.
Die Mechanik dahinter ist komplex: Beiträge dürfen in der PKV nur angepasst werden, wenn bestimmte Berechnungsgrundlagen – etwa die tatsächlichen Leistungsausgaben – mehr als zehn Prozent bzw. je nach tariflicher Vereinbarung auch einen niedrigeren Prozentsatz von den kalkulierten Ausgaben abweichen. Wenn sich aufgrund dieser gesetzlichen Vorgaben in gewissen Konstellationen Effekte über mehrere Jahre aufstauen, kann es zusätzlich zu Beitragssprüngen kommen. Der entscheidende Treiber für die Beitragserhöhungen liegt jedoch nicht in dem für die Aktuarinnen und Aktuare vorgegebenen Anpassungs- bzw. Kalkulationsmechanismus, sondern in dem andauernden Anstieg der Leistungsausgaben.
Die DAV fordert angesichts der Beitragssteigerungen in der PKV, dass die Politik das Kostenwachstum im Gesundheitssystem durch strukturelle Reformen bremst. Dazu gehört u.a. der effiziente Einsatz der vorhandenen Ressourcen, die Reduzierung von Fehlanreizen oder der Abbau von Bürokratie. Zudem ist die Modernisierung der Gebührenordnung für Ärztinnen und Ärzte dringend erforderlich, um die moderne Medizin adäquat abzubilden und die Grundlage für transparente und rechtssichere Abrechnungen zu schaffen. „Nur wenn sich die Leistungsausgaben stabilisieren, können sich auch die Beiträge stabilisieren“, betont Pekarek. Langfristig brauche es auch mehr Prävention und Effizienz im Gesundheitswesen.
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