Ein RORAC Rahmenkonzept unter IFRS 17 für Versicherungsgruppen (Report on a RORAC framework for insurance groups reporting under IFRS 17)
Überblick
Nach der Einführung und erstmaligen Veröffentlichung von IFRS-Abschlüssen unter Anwendung des IFRS 17 „Versicherungsverträge“ stellt sich spätestens jetzt die Frage, wie Versicherungsgruppen ihr Geschäft steuern. Neben einer Steuerung nach Return-on-equity (RoE) mit IFRS-Werten ist auch eine Steuerung nach Return-on-risk-adjusted-capital (RORAC) oder kürzer Return-on-capital (RoC) denkbar, bei dem der erzielte Gewinn der Periode ins Verhältnis zum benötigten Risikokapital gesetzt wird.
Dieser Bericht stellt die konzeptionellen Grundlagen für einen RoC-Steuerungsrahmen für Versicherungsgruppen dar, die IFRS anwenden und unter die Solvency II Regulierung fallen. Mit den erforderlichen Anpassungen und der nötigen Sorgfalt könnte er auch auf Aufsichtsregimes wie z. B. den SST in der Schweiz mit einer Bewertung von Versicherungsverbindlichkeiten mit aktuellen Rechnungsgrundlagen ähnlich wie bei IFRS 17 anwendbar sein.
Nach einer Motivation des RoC-Konzepts an sich werden mögliche Kombinationen von Gewinn und benötigtem Risikokapital aus unterschiedlichen Bilanzierungsmetriken wie z. B. IFRS und Solvency II/MVBS (Marktwertbilanz) samt deren Vor- und Nachteilen diskutiert. Für die Kombination Gewinn aus IFRS und benötigtes Risikokapital aus Solvency II werden dann Gemeinsamkeiten und mögliche Unterschiede in der Bewertung analysiert. Danach werden verschiedene Varianten für die Gewinngröße aus IFRS untersucht, die sich insbesondere bei der Berücksichtigung zukünftiger Gewinne unterscheiden.
Für komplexe Versicherungsgruppen ist es für die praktische Relevanz eines Steuerungskonzepts von zentraler Bedeutung, wie gut sich die Steuerungsziele in die Segmente, Gruppengesellschaften und Geschäftsbereiche herunter kaskadieren lassen. Vor diesem Hintergrund wird im Bericht untersucht, wie granular die Gewinngröße aus IFRS und die Risikokapitalgröße aus Solvency II zur Verfügung stehen und von welchen wesentlichen Bedingungen wie den verwendeten IFRS-Bewertungsmodellen und der Struktur der Kapitalanlagen und der passiven Rückversicherung dies beeinflusst wird.
Zum Abschluss wird kurz auf das Anreizsystem und mögliche Hurdle Rates eines RoC-Konzepts in einer Versicherungsgruppe sowie für die praktische Umsetzung wichtige Fragen wie die Mindesthöhe der SII-Quote, Unterscheidung in Aktionärsmittel und Versicherungsnehmermittel und deren Verfügbarkeit auf Gruppenebene eingegangen.
Der Ergebnisbericht ist an die Mitglieder und Gremien der DAV zur Information über den Stand der Diskussion und die erzielten Erkenntnisse gerichtet und stellt keine berufsständisch legitimierte Position der DAV dar.[1]
[1] Die sachgemäße Anwendung des Ergebnisberichts erfordert aktuarielle Fachkenntnisse. Dieser Ergebnisbericht stellt deshalb keinen Ersatz für entsprechende professionelle aktuarielle Dienstleistungen dar. Aktuarielle Entscheidungen mit Auswirkungen auf persönliche Vorsorge und Absicherung, Kapitalanlage oder geschäftliche Aktivitäten sollten ausschließlich auf Basis der Beurteilung durch eine(n) qualifizierte(n) Aktuar DAV/Aktuarin DAV getroffen werden.
Verabschiedung
Dieser Ergebnisbericht ist durch den Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung am 30. April 2024 verabschiedet worden.