Aktuarinnen und Aktuare in der Rechnungslegung und Regulierung
Das vielseitige Aufgabengebiet von Aktuaren und Aktuarinnen im Bereich Versicherungen erstreckt sich auch auf viele Themengebiete aus der Rechnungslegung und Regulierung. Neben der bilanziellen Bewertung von Versicherungsverpflichtungen nach nationaler Rechnungslegung gemäß HGB sowie nach internationaler Rechnungslegung gemäß IAS/IFRS, sind Aktuare und Aktuarinnen auch in Themen wie der internen Rechnungslegung an die Aufsicht und der Umsetzung von regulatorischen Anforderungen der nationalen Aufsicht oder von EIOPA sehr aktiv.
Auch in der betrieblichen Altersversorgung spielt die Bewertung von Verpflichtungen der betrieblichen Altersversorgung in allen ihren Durchführungsformen eine wichtige Rolle, insbesondere die Berechnung von Pensions- und Deckungsrückstellungen nach handelsrechtlichen und internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen. Die Umsetzung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes und die damit verbundenen regulatorischen Fragen sind ein fester Bestandteil aktuarieller Tätigkeiten.
Und auch bei vielen Versicherungsaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder sind Aktuare und Aktuarinnen seit vielen Jahren in den mathematischen Abteilungen aktiv und nehmen mathematische und versicherungstechnische Aufgaben wahr. Sie prüfen, ob die in den Gesetzen und Verordnungen festgelegten Vorschriften durch die beaufsichtigten Unternehmen und deren Aktuare und Aktuarinnen eingehalten werden.
Internationale Rechnungslegung / International Accounting
Nach über 20 Jahren Vorbereitungszeit hat das International Accounting Standards Board (IASB) den neuen Standard IFRS 17 zur internationalen Rechnungslegung von Versicherungsverträgen am 18. Mai 2017 veröffentlicht. Die DAV begleitete das Projekt fast von Anbeginn an – insbesondere in enger Zusammenarbeit mit der Internationalen Aktuarvereinigung (IAA), um die Interessen der deutschen Aktuarinnen und Aktuare frühzeitig in den Entwicklungsprozess einzubringen.
Der neue Standard IFRS 17 ist erstmals auf Geschäftsjahre ab dem 1. Januar 2021 verpflichtend anzuwenden und ersetzt den Standard IFRS 4 „Insurance Contracts“. Anlässlich der Veröffentlichung des Standards ist auch eine Pressemeldung der DAV erschienen, in der begrüßt wird, dass mit dem IFRS 17 die Vergleichbarkeit verschiedener Versicherungsunternehmen und die des Versicherungssektors mit anderen Branchen verbessert werden.
Bei der Umsetzung des Standards müssen viele fachliche Fragestellungen beantwortet werden. In den Ausschüssen und Arbeitsgruppen der DAV wird intensiv an einer Interpretation des Standards und an entsprechenden Hinweisen für die Umsetzung in den deutschen Versicherungsunternehmen mitgearbeitet. Das führt zu einem zusätzlichen Bedarf an hochqualifizierten Aktuaren und Aktuarinnen sowie zu einer Ausweitung der bereits heute vielfältigen Betätigungsfelder der über 6.500 Aktuare und Aktuarinnen in Deutschland. Auch zukünftig wird die DAV sich bei der Anwendung des IFRS 17 auf die deutschen Geschäftsmodelle weiter aktiv einbringen.
Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung
Der spartenübergreifende Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung ist für zwei große Themenfelder zuständig:
Rechnungslegung
Der Ausschuss behandelt alle nationalen und internationalen Rechnungslegungsthemen, um ein Gesamtbild dieser Themenfelder zu erhalten. Auch nach Einführung von Solvency II sind Fragestellungen der HGB-Bilanzierung aus aktuarieller Sicht von großer Bedeutung. Auch Themen der internationalen Rechnungslegung nehmen weiterhin einen wichtigen Platz in der Arbeit des Ausschusses ein. Insbesondere die Umsetzung eines neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und dessen Implikationen für den deutschen Versicherungsmarkt stehen auf der Agenda des Ausschusses.
Regulierung
Das zweite große Themenfeld des Ausschusses sind spartenübergreifende Aspekte des nationalen und internationalen Versicherungsaufsichtsrechts. Hier stehen national berufsständische und juristische Fragen zur Rolle der Verantwortlichen Aktuarinnen und Aktuare und der Versicherungsmathematischen Funktion sowie Abgrenzung und Zusammenspiel beider Rollen im Mittelpunkt der Diskussion. Auf internationaler Ebene beobachtet der Ausschuss das von der IAIS initiierte Projekt weltweiter Kapitalstandards (ICS).
Die Arbeitsgruppen des Ausschusses Rechnungslegung und Regulierung
Zur Bearbeitung der vielfältigen Themen im Bereich Rechnungslegung und Regulierung hat der Ausschuss die folgenden aktiven Arbeitsgruppen eingerichtet:
Die Arbeitsgruppe HGB des Ausschusses Rechnungslegung und Regulierung befasst sich mit Fragestellungen zur Rechnungslegung gemäß dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) im Hinblick auf Versicherungsunternehmen. Angesichts des volatilen Zinsumfelds und vor dem Hintergrund von Solvency II sind zahlreiche Fragestellungen der HGB-Bilanzierung aus aktuarieller Sicht von Bedeutung und in der AG in Bearbeitung.
Der Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung hat die bisherige Unterarbeitsgruppe Aufsichtsregeln der Arbeitsgruppe HGB zu einer neuen Arbeitsgruppe Entbürokratisierung aufgewertet, da das Thema für die aktuarielle Arbeit und die BaFin immer relevanter wird. Die Arbeitsgruppe soll analysieren, welche aufsichts- und handelsrechtlichen Regelungen z.B. aufgrund der Einführung von Solvency II nicht mehr aktuell sind und entweder entfallen oder modifiziert werden können. Die Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, aus aktuarieller Sicht sinnvolle Änderungen zu identifizieren und konkrete Vorschläge für den Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung zu erarbeiten, die insbesondere mit der BaFin und der Politik diskutierten werden können.
Zielsetzung der Arbeitsgruppe ist es neben weiteren konkreten Hilfestellungen für Aktuare bei der Interpretation des Rechnungslegungsstandards IFRS 17 auch Fragestellungen zu Planung/Forecast und Steuerung sowie weiteren Weiterbildungsfragestellungen zu behandeln.
Der Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung hat eine neue Arbeitsgruppe gegründet, welche sich mit den Auswirkungen von KI auf die Rechnungslegung und auf das Reporting befasst. Die Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, zu prüfen, wo KI im Rahmen der aktuariellen Tätigkeit eingesetzt werden kann, welche Risiken durch den Einsatz von KI minimiert werden können und welche Vor- und Nachteile dadurch für Aktuarinnen und Aktuare entstehen. Zudem soll geprüft werden, ob bestehende gesetzliche Rahmenbedingungen ermöglichen, AI bei der Regulierung einzusetzen.
Die Arbeitsgruppe Insurance Capital Standard des Ausschusses Rechnungslegung und Regulierung begleitet die laufenden Arbeiten der Internationalen Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden IAIS an der Entwicklung eines risikobasierten, globalen Kapitalstandards (Insurance Capital Standard, ICS) für international tätige Versicherungsgruppen. Der ICS wird in der Version ICS 2.0 voraussichtlich noch im Jahr 2019 verabschiedet. Während des anschließenden fünfjährigen Beobachtungszeitraums („Monitoring Period“) sind weitere Diskussionen um grundsätzliche Fragen und Feinadjustierungen zu erwarten.
Die Arbeitsgruppe ubefasst sich mit der Fragestellung, wie unabhängige Prüfungen unter modellbasierten Methoden erfolgen können.
Die Arbeitsgruppe befasst sich mit Fragestellungen der Pflichtberichterstattung zu Nachhaltigkeitsthemen in Versicherungsunternehmen. Derzeit werden sowohl auf internationaler als auch auf europäischer Ebene Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt, die einerseits über die Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen, anderseits aber auch über die Nachhaltigkeit der angebotenen Produkte Transparenz schaffen soll. Die Zielsetzung der Arbeitsgruppe ist es, den aktuellen Sachstand weiter aufzuarbeiten und zu diskutieren, welche Aufgaben für die Aktuarinnen und Aktuare sich daraus ergeben und wie die DAV bei deren Erfüllung unterstützen kann.
Unter der neuen Prüfungsordnung 5 soll mit „Rechnungslegung“ ein weiteres Spezialwissenfach angeboten werden. Die Arbeitsgruppe Qualifizierung ist für die unabhängige Qualitätssicherung der Spezialwissenprüfungen im Fach Rechnungslegung und Regulierung verantwortlich. Zu ihren Aufgaben gehört insbesondere die Prüfung und Freigabe der entsprechenden Klausurentwürfe im Hinblick auf die Inhalte, den Schwierigkeitsgrad, die Punktevergabe sowie die Lösungsvorschläge. Zudem beteiligt sich die Arbeitsgruppe an der regelmäßigen Überprüfung der zugrunde liegenden Lernziele auf möglichen Anpassungs- bzw. Aktualisierungsbedarf.
Veröffentlichungen
Der Ausschuss Rechnungslegung und Regulierung der DAV erarbeitet fachliche Standards, begleitet Aktuarinnen und Aktuare in ihrer spezifischen Tätigkeit und gibt ihnen maßgebliche Leitlinien für ihre Arbeit an die Hand.
Erfahren Sie mehr über die Fachgrundsätze und Ergebnisberichte des Ausschusses Rechnungslegung und Regulierung, in dem Sie auf dem entsprechenden Bereich der Webseite die Kategorie Rechnungslegung und Regulierung auswählen.
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