In Würde alt werden – wie ist das zu finanzieren?

"Die zentrale Herausforderung ist der wachsende Kapitalbedarf im Alter – bei sinkender Zahl Erwerbstätiger“, betont Dr. Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender der DAV. „Wenn wir über Alterssicherung sprechen, dann geht es nicht nur um Rentenlücken, sondern auch um Pflegekosten, medizinischen Fortschritt und die Verteilung begrenzter Ressourcen. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was wir uns leisten können und wollen.“
Die demografische Entwicklung verschärft die Lage spürbar. Die Zahl älterer, pflegebedürftiger Menschen steigt rapide, während die Zahl der Beitragszahler in allen umlagefinanzierten Systemen wie gesetzlicher Rente und Krankenversicherung sowie der sozialen Pflegeversicherung sinkt. Gleichzeitig droht eine zunehmende Knappheit an Arbeitskräften – insbesondere in der Pflege. Das könnte künftig weiterhin zu überproportional steigenden Preisen für Pflegedienstleistungen und Versorgung im Alter führen.

„Pflege ist kein Randthema mehr – sie wird zum gesellschaftlichen Megathema“, sagt Wiltrud Pekarek, Vorständin und Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der DAV. „Die gesetzliche Pflegeversicherung ist ein Teilkaskosystem. Wenn wir uns mehr Versorgung wünschen – und das tun wir als Gesellschaft –, dann müssen wir auch über die Finanzierung sprechen. Kapitalgedeckte Lösungen sind sinnvoll und nachhaltig, aber allein werden sie die Herausforderungen auch nicht lösen.“
Der Kapitalbedarf für ein Altern in Würde kann langfristig nur über ein intelligentes Zusammenspiel von Umlage- und Anwartschaftsdeckungsverfahren mit Rückstellungsaufbau gedeckt werden. Wichtig ist dabei eine lebenslange Absicherung der Risiken – denn gerade im Alter steigt der Kapitalbedarf ggf. durch entstehende Pflegekosten noch einmal deutlich an. Alterssicherung muss daher kollektiv organisiert werden, um Risiken durch das Gesetz der großen Zahl abzufedern und soziale Ungleichheiten nicht zu verschärfen. Der individuelle Absicherungsbedarf kann dabei sehr unterschiedlich sein.
Einigkeit herrschte darüber, dass es nicht allein um technische Lösungen geht: „Es reicht nicht, über Prozentpunkte und Finanzierungsmodelle zu diskutieren. Wir müssen uns als Gesellschaft ehrlich fragen: Wieviel Fortschritt können wir uns leisten und wo ziehen wir die Grenze der Basisabsicherung, die gewährleistet sein und von den Beitragszahlenden finanziert werden muss?“, so Happacher. „Dafür braucht es politische Führung und breite gesellschaftliche Debatten.“
Die DAV möchte dabei unterstützen, diese Debatten mit belastbaren Analysen und langfristigen Perspektiven zu begleiten – mit dem Ziel, tragfähige, gerechte und generationenübergreifende Lösungen zu entwickeln.