„Anders als beispielsweise in den USA werden private Krankenversicherungsverträge in Deutschland auf Lebenszeit abgeschlossen und unterliegen aus diesem Grund besonders strengen regulatorischen Vorschriften.“ Darauf wies der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV), Roland Weber, heute auf dem Weltkongress der Aktuare in Berlin (ICA 2018) im Zusammenhang mit der Nutzung von Daten aus sogenannten Wearables hin.
So verlange der Gesetzgeber unter anderem für die Kalkulation der lebenslangen Tarife Längsschnittdaten, die den Risiko- und Leistungsverlauf über sehr lange Zeiträume wiedergäben. „Diese hohen Anforderungen erfüllen die von Fitnesstrackern oder Smartwachtes generierten Daten auf absehbare Zeit nicht. Daher eignen sich diese aus aktuarieller Sicht derzeit nicht für eine Preisdifferenzierung“, betonte Weber. Damit begegnete er der häufig geäußerten Befürchtung, dass im Zeitalter von Big Data nur noch die Kunden günstige Versicherungstarife erhielten, die sich besonders gesundheitsbewusst verhielten und ihre Daten den Versicherungen zur Verfügung stellten.
Positiv äußerte sich Weber hingegen zu den Potenzialen von Big Data bei der Verbesserung des Bestands- und Gesundheitsmanagements, der Prozessoptimierung im Leistungsmanagement und bei der Betrugserkennung. „Mithilfe von Data Analytics können auffällige untypische Muster erkannt und zur Detailprüfung an den Schadenbearbeiter weitergegeben werden. Davon profitiert am Ende das gesamte Versichertenkollektiv“, beschrieb Weber die Vorteile.
Darüber hinaus seien dank Data Science fortan genauere Vorhersagen zu künftigen Erkrankungen und damit exaktere Leistungsprognosen möglich. „Durch die personenbezogene Analyse von Krankheitsverläufen können die einzelnen Versicherungsnehmer deutlich individueller betreut werden“, führte Weber aus. Hierzu zähle unter anderem, im Fall einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer ernsthaften Erkrankung entsprechende Unterstützungsangebote zu unterbreiten und im Krankheitsfall das Zusammenspiel von Fachärzten zu optimiert. Dadurch würde auch das Auftreten von Folgeerkrankungen vermieden oder zumindest reduziert werden. Außerdem könnten den Kunden fortan speziell auf ihren Gesundheitszustand abgestimmte Präventionsprogramme angeboten werden.
Die neuen Data-Analytics-Methoden erweiterten den aktuariellen Werkzeugkasten erheblich, sodass Krankenversicherungs-Aktuare künftig noch besser in der Lage seien, die versicherungstechnischen Risiken einzuschätzen. „Damit leisten die Aktuare einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Krankenversicherungen zum Gesundheitspartner der Versicherten“, unterstrich Weber abschließend.
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