Die Deutsche Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik e.V. (DGVFM) und die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) haben gestern Abend den renommierten GAUSS-Preis und zwei GAUSS-Nachwuchspreise für herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus der Versicherungs- und Finanzmathematik verliehen. Das hochrangige Expertengremium aus Wissenschaft und Praxis kürt mit den Preisen Facharbeiten, die eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Qualität und hoher Praxisrelevanz schlagen.
Mit dem diesjährigen Hauptpreis (dotiert mit 3.000 Euro) ausgezeichnet werden Mario Wüthrich (ETH Zürich), Łukasz Delong (SGH Warsaw School of Economics) und Mathias Lindholm von der Universität Stockholm für ihren Aufsatz „Making Tweedie’s compound Poisson model more accessible“. Darin setzt sich das international hoch angesehene Wissenschaftlertrio mit einem theoretischen Ansatz der Risikotheorie zur Schätzung von Schadenszahlen und Schadenshöhen auseinander und überträgt ihn auf die Praxis in der Autoversicherung. „Diese Arbeit enthält nicht nur moderne Machine-Learning-Methoden wie neuronale Netze, sondern wendet diese auch auf reale Daten aus der Autoversicherung an, sodass die Ausarbeitung einen direkten Mehrwert für die Versicherungspraxis darstellt“, führt der Juryvorsitzende Prof. Dr. Alfred Müller aus.
GAUSS-Nachwuchspreise – ausgezeichnete Abschlussarbeiten
Karen Rödel (29) von der Universität Ulm erhält für ihre Dissertation „Multi-Year Analysis of Solvency Capital and Profitability in Life Insurance“ einen der zwei GAUSS-Nachwuchspreise. Die Dissertation beschäftigt sich mit langfristigen Projektionen der Bilanzen von Versicherungsunternehmen, die sowohl für Solvency II als auch zur Bewertung der Profitabilität von Produkten genutzt werden können. „Die Verfasserin stellt ein neuartiges Modell für die hochkomplexe Projektion von Solvenzkapitalanforderungen vor, das es erstmalig erlaubt, realistische Analysen auf mehrjähriger Basis durchzuführen. Dabei wird die typische Situation deutscher Lebensversicherer betrachtet, die kapitalbildende Lebensversicherungen mit Überschussbeteiligung anbieten“, so die Jury.
Markus Steffen Herrmann (31) von der Universität Duisburg-Essen erhält einen Nachwuchspreis für seine Doktorarbeit mit dem Titel „The Secondary Market of Catastrophe Bonds: Seasonality, Trading and Returns“. Diese behandelt mit dem Sekundärmarkt von Katastrophenanleihen, sogenannten Cat-Bonds, ein relevantes und gleichzeitig angesichts zunehmender Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen höchst aktuelles Thema. Cat-Bonds ermöglichen einen Risikotransfer an den Kapitalmarkt und gewinnen damit als Alternative zu Rückversicherungsverträgen zunehmend an Bedeutung. „Durch den Fokus auf Sekundärmarktfragestellungen unterscheidet sich die Arbeit auch von einem Großteil der bisherigen Literatur zu Cat-Bonds“, lobt Prof. Müller die Dissertation.
Ausschreibungsbeginn für den GAUSS-Nachwuchspreis 2021
Für das Jahr 2022 werden wieder bis zu drei GAUSS-Nachwuchspreise (dotiert mit jeweils 2.000 Euro) vergeben. Ab Sommer dieses Jahres können Abschlussarbeiten (Master / Promotion) zu wissenschaftlichen und praxisrelevanten Themen aus den Finanz- und Aktuarwissenschaften eingereicht werden. Der Hauptpreis wird auch in der nächsten Wettbewerbsrunde für eine herausragende Einreichung, die im Laufe des Jahres im European Actuarial Journal publiziert wurde, vergeben.
Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF-Datei
Foto Karen Rödel
Foto Markus Steffen Herrmann