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Viele Pensionskassen brauchen mehr Risikotragfähigkeit

Köln, 7. Mai 2020

Deutschlands Pensionsaktuar*innen sehen die Pensionskassen vor großen Herausforderungen. „Viele Pensionskassen brauchen mehr Risikotrag­fähigkeit, um die anhaltende Niedrigzinssituation und die beständige Verlän­gerung der Lebenserwartung bewältigen zu können“, betont Dr. Friedemann Lucius, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS), Zweigverein der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV). 

Der Grund dafür liege im Geschäftsmodell der Pensionskassen: Dies sei immer darauf ausgerichtet gewesen, aus den Beiträgen des Kollektivs möglichst effizient hohe Leistungen mit der erforderlichen Sicherheit für das Kollektiv zu finanzieren. Gewinne seien eher zugunsten von Leistungserhöhungen verwendet worden als zum Aufbau freier Eigenmittel. Als Lösung skizziert Dr. Lucius zwei Optionen: „Entweder die Pensionskassen senken ihre Annahmen darüber, was sie künftig am Kapitalmarkt erwirtschaften können. Dann müssen sie zwangsläufig die Reserven für die vorhandenen Garantiezusagen in erheblichem Umfang anheben. Oder sie gehen in den Kapitalanlagen höhere Risiken ein, um dauerhaft Erträge erwirtschaften zu können, wie sie in der ursprünglichen Tarifkalkulation einmal unterstellt worden waren.“ Um die damit verbundenen Schwankungsrisiken aufzufangen, benötigen die Pensionskassen freie, unbelastete Eigenmittel. „Wenn diese nicht vorhanden sind, müssen sie von außen bereitgestellt werden. Beide Varianten kosten Geld“, so Dr. Lucius. 

Diese zusätzlichen Mittel müssten letztendlich von den Trägerunternehmen aufgebracht werden, da sie als Arbeitgeber für die Zusagen der Pensionskassen einstehen. „Aus aktuarieller Sicht kann ich den Trägerunternehmen nur dringend empfehlen, dem Beispiel vieler Firmen zu folgen, die sich bereits zu dieser Verantwortung bekannt und für ihre Pensionskassen zusätzliche Mittel bereitgestellt haben“, betont Dr. Lucius. Die Trägerunternehmen seien nicht gut beraten, es auf eine Sanierung durch Leistungskürzungen ankommen zu lassen. „Dieser letzte Ausweg geht in der Regel mit einem vollständigen Verbrauch der Eigenmittel und damit einem weitgehenden Verlust der Risikotragfähigkeit der Kasse einher. Im schlimmsten Fall folgen ein Neugeschäftsverbot und die Abwicklung der Einrichtung. Das ist am Ende die teuerste Lösung für die Arbeitgeber“, erklärt Dr. Lucius. „Und wo es beispielsweise aufgrund von Insolvenzen keinen einstandspflichtigen Arbeitgeber mehr gibt, muss künftig der Pensions-Sicherungs-Verein einspringen“, führt der IVS-Vorstandsvorsitzende aus.

Neue Ausgabe des „DAV-Kompass“ zur Zukunft der bAV 

Vor welchen Herausforderungen das bAV-System in Deutschland und Europa darüber hinaus steht, diskutieren namhafte Experten in der neuen Ausgabe des „DAV-Kompass“. Darin beschreibt Prof. Dr. Rolf von Lüde einleitend, wie das risikoaverse Sparverhalten in Deutschland von Generation zu Generation vererbt wird. Um diesen eingeschliffenen Verhaltensmustern entgegenzutreten, fordert der renommierte Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, unter anderem die Finanzbildung der jungen Generation deutlich zu verbessern. Der Herausgeber von LeiterbAV, Pascal Bazzazi, bricht in seinem Artikel eine Lanze für die Altersvorsorge auf Kosten des Konsums im Hier und Heute und beschreibt die Vorteile eines funktionierenden bAV-Systems.

Außerdem hinterfragt BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund, welche Leistungen die Pensionskassen ihren Kunden in Anbetracht der Tiefzinssituation künftig noch garantieren können. Er sieht es kritisch, wenn Unternehmen im Neugeschäft ungeprüft den Höchstrechnungszins ausschöpfen oder regulierte Pensionskassen gar einen noch höheren Rechnungszins verwenden. Der CEO von PensionsEurope, Matti Leppälä, diskutiert in seinem Beitrag am Beispiel Großbritannien die Vor- und Nachteile von verpflichtenden bAV-Lösungen. 

Zudem setzen sich vier Arbeitgebervertreter mit der Frage auseinander, welchen Mehrwert das neue Sozialpartnermodell den Unternehmen bringt. Zum Abschluss des Magazins zeichnen langjährige Wegbegleiter die Entwicklung des IVS nach, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert.

Downloads:

  • Die vollständige Meldung finden Sie hier als PDF-Datei.

  • Den Kompass können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.

  • Das Cover des Kompass finden Sie hier als jpg-Datei.

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Ansprechpartner für die Presse:

Martin Brandt, Pressesprecher
martin.brandt@aktuar.de
0221/912 554-231

Mariella Linkert, Referentin
mariella.linkert@aktuar.de
0221/912 554-236

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