Die Schaden- und Unfallversicherung in
Deutschland hat nach dem Verlustjahr
2021 im vergangenen Jahr 2022 wieder
schwarze Zahlen geschrieben. So lautet
das Fazit des Branchenverbands GDV. Im Vergleich des Jahres 2022
mit dem Vorjahr dürfe man eines nicht
vergessen, nämlich dass eben dieses
Vorjahr durch die Flutkatastrophe
"Bernd" das teuerste Naturgefahrenjahr
seit Beginn der GDV-Statistik war. Deshalb hätten die Ausgaben der Versicherer eigentlich noch stärker sinken müssen. Dass sie es nicht taten, ist leicht erklärt:
mit einer Inflation, die mit fast 8 Prozent so hoch war wie noch nie seit der
Gründung der Bundesrepublik. Die
höheren Preise schlagen in so gut wie
allen Sparten der Schaden- und Unfallversicherung auf die Ausgaben durch.
Und auch in der privaten Krankenversicherung sind die Auszahlungen stärker gestiegen als die Beiträge - und das, obwohl die sogenannte medizinische Inflation, welche die Leistungssteigerungen in den Tarifen der PKV beschreibt, noch gar nicht richtig zugeschlagen hat und deren beitragserhöhende Effekte laut der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) erst für die Jahre 2024 und folgende zu erwarten sind. In der Prognose für 2023 warnen die Aktuare deshalb vor spürbaren Kostensteigerungen in der Schadenregulierung von Versicherern, die wiederum zu höheren Beiträgen führen werden oder bereits geführt haben. Die ersten Auswirkungen hätten viele Versicherte bereits zum Jahreswechsel in Form gestiegener Beiträge zur Kfz-Versicherung bemerkt, so der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Schneidemann. Mit weiteren kurzfristigen Preisanpassungen werde vermutlich aufgrund der schnell gestiegenen und weiter steigenden Schadenkosten, die wesentlich von der extremen Erzeugerpreisinflation gespeist werden, zu rechnen sein.
Das wiederum kann auch Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten haben. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, versucht Ausgaben zu kürzen. Die DAV geht deshalb sicher nicht zu Unrecht davon aus, dass mancher Versicherungsnehmer aus Kostengründen auch auf sinnvolle Absicherungen verzichten wird. Das wird dann vielleicht nicht unbedingt die Kündigung bestehender Verträge sein. Im Neugeschäft könnte es allerdings mühsam werden.
Was die Beitragserhöhungen in der PKV betrifft, weist die Deutsche Aktuarvereinigung darauf hin, dass dafür die sogenannte medizinische Inflation maßgeblich ist, die die Leistungssteigerungen in den Tarifen der PKV beschreibt. Und hier haben sich die Folgen der allgemeinen Teuerungsrate im Jahr 2022 noch nicht in deutlich steigenden Kosten bei den Versicherern manifestiert. In der Folge haben die Versicherten eine Art Verschnaufpause: Im Jahr 2023 steigen die Beiträge im Jahr nur im Rahmen der Erhöhungen der Vorjahre. Zusätzliche beitragserhöhende Effekte aufgrund der Auswirkung der gestiegenen Inflation auf die Preise sind erst für die Jahre 2024 und folgende zu erwarten. Mittelfristig, so der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Schneidemann, könne das gestiegene Zinsniveau allerdings auch zu einem gegenläufigen, entlastenden Effekt führen. Das wiederum heißt, dass sich die Folgen der Inflation bei den privaten Krankenversicherungen erst noch zeigen werden.
Apropos Höchstrechnungzins: Hier hat sich der Vorstand der DAV für eine Beibehaltung des Satzes bei 0,25 Prozent im Jahr 2024 ausgesprochen und diese Empfehlung dem Bundesministerium für Finanzen sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht weitergeleitet. "Wir betrachten nicht nur dieses eine Jahr, in dem die Zinsen am Markt wieder gestiegen sind, sondern beziehen verschiedene Faktoren mit ein. Die Zinssituation am Kapitalmarkt muss sich erst dauerhaft stabilisieren, bevor wir einen höheren Höchstrechnungszins empfehlen", so der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Schneidemann. Die durch das langjährige Niedrigzinsumfeld ausgelösten Veränderungen in der Finanzsteuerung der Versicherer schätzen die Aktuare als nachhaltig und dauerhaft ein, sodass eine allzu schnelle Anpassung des Höchstrechnungszinses nicht geboten sei. Auch die relativ niedrige Langzeit-Erwartung für Zinsen habe darauf Auswirkung.
Genau das werden die Berater ihren Kunden erklären müssen, die nun wieder auf deutlich steigende Überschussbeteiligungen warten werden. Genau diesen Erwartungen jedoch erteilt die DAV eine Absage. Manche Marktteilnehmer haben zwar bereits Schlagzeilen mit steigenden Überschussbeteiligungen gemacht. Im Marktdurchschnitt ist ein deutlicher Anstieg den Aktuaren zufolge für den Großteil der Branche dennoch erst mittelfristig zu erwarten.
Den vollständigen Artikel lesen Sie bei der Zeitschrift "bank und markt" 2/2023.